Chiletour mit Monika und Jürgen
Eine Woche bei Arvid, unserem österreichischen Landsmann, in der Hosteria Outsider in Puerto Varas
25.
November 2005
“LA
080 Arribado”. Der
Flieger aus Punta Arenas landet pünktlich um 14.50 am Flughafen in Puerto
Montt. Arvid von der Hosteria Outsider in Puerto Varas wartet schon auf seine österreichischen
Gäste. „NEUMAYR“ steht in Großbuchstaben auf einem Zettel, den er in der
Hand hält. Eigentlich gar nicht notwendig, denn irgendwie erkennt man die Österreicher
unter den ankommenden Passagieren ohnehin. Nach einer kurzen Begrüßung geht es
gleich in Arvids Pick-Up über die Panamericana nach Puerto Varas in die
Hosteria Outsider, wo die drei nach einer weiteren halben Stunde Fahrt um halb
vier Uhr nachmittags eintreffen. Bei einem Tee im Frühstücksraum der Hosteria
werden dann die Pläne für die Ausflüge der nächsten Tage besprochen. Alles
ist natürlich auch vom Wetter abhängig, welches für die nächsten
Tage allerdings nicht so schön angekündigt ist.
In Arvids Pick-Up geht es zu den Saltos de Calbuco | Jürgen bei den Wasserfällen des Vulkans Calbuco | Eine Pichanga für vier Personen. Mit von der Partie ist auch Kerstin |
26.
November
2005
Unserer
ersten Exkursion hat sich auch Kerstin, eine Touristin aus Bonn, angeschlossen.
Von Puerto Varas aus fahren wir zunächst über Ensenada nach Petrohue,
nicht ohne vorher einen kurzen Stopp am Ufer des reißenden Rio Petrohue
einzulegen. Wir wandern ein Stück über ein riesiges Lavafeld in Richtung des
Vulkans Osorno, der sich heute aber wolkenverhangen und bedeckt präsentiert und uns den Blick auf seine vergletscherte Spitze verweigert. Der 2652 m hohe
Osorno gilt ja wegen seiner perfekten Form als der schönste Vulkan Chiles und
wird oft mit dem japanischen Fuji San verglichen. Nun, am heutigen Tag können
wir das weder bestätigen noch dementieren. Bei der Rückfahrt nach Ensenada
besuchen wir die vielbesuchten Saltos de Petrohue, die grandiosen Stromschnellen
des Rio Petrohue, bei denen wir am Vormittag vorbei gefahren waren, weil zu viele
Busse und damit zu viele Leute um diese Zeit ein großes Gedränge vermuten
ließ. Tosend zwängt sich der Fluss dort auf seinem Weg vom Lago Todos Los Santos zum Reloncaví-Fjord
durch das schwarze Lavagestein. Ein Schauspiel, welches sich kaum ein Tourist in
dieser Gegend entgehen lässt. Unseren nächsten Halt legen wir bei der Laguna
Verde ein, einer Lagune des Lago Llanquihue, deren Wasser durch Milliarden von
Mikroalgen grün gefärbt ist. Im Anschluss daran geht es dann auf halbe Höhe
des Vulkans zur Cafeteria "Mirador" in der Nähe des Refugios La
Burbuja. Die Wolkendecke über dem See reißt zwar bisweilen kurz auf, den
Gipfel des Vulkans können wir heute aber nicht sehen. Die geplante Wanderung
zum Gletscher des Vulkans fällt heute somit auch dem Wetter zum Opfer. Mit einem
Sandwich und heißer Schokolade gestärkt, verlassen wir den Osorno und fahren
nach Cochamó am Estuario de Reloncaví, dem nördlichsten Fjord Chiles. Kerstin
wird die nächsten Tage in der Lodge von Campo Aventura
am Rio Cochamó, welche nur zu Fuß über eine Hängebrücke zu erreichen
ist, verbringen und dort einen Zweitagesritt in die Berge unternehmen
27.
November
2005
Ein
Regentag ist angesagt. Das Beste, was man an so einem Tag unternehmen kann, ist
ein Besuch der Fischmarktes in Puerto Montt Angelmó. Lachse, Seehecht, Meeraal,
Tintenfisch, Seeigeln, Picorocos (Seepocken) und natürlich alle Arten von
Muscheln werden dort angeboten.
Einen
kleinen Vorgeschmack auf unsere geplante größere Wanderung durch den
valdivianischen Regenwald erhalten wir auf einer kleinen Nachmittagstour zu
einem Wasserfall im Alerce Andino Nationalpark, den wir von der Ortschaft Lenca
an der Carretera Austral nach etwa 10 Kilometern Fahrt über eine Schotterpiste
erreichen. Ein chilenisches Autostopperpärchen aus Santiago mit Rucksack und Zelt auf der
Ladefläche unseres Pick-Ups wird dabei auf der Fahrt über die holprige Straße
ordentlich durchgeschüttelt. Na ja, immerhin besser als zu Fuß bis zum
Parkeingang laufen. Eine vier Kilometer lange Wanderung bis zu einem Wasserfall
im Regenwald scheint uns für heute genau das Richtige zu sein. Vor dem Erreichen unseres Zieles setzt nach etwa einer
dreiviertel Stunde starker Nieselregen ein, der erst bei unserer Rückkunft beim
Guardaparque wieder aufhört. Die beiden Chilenen habe es sich inzwischen
anderes überlegt und wollen mit uns wieder zurück fahren. Zelten ist heute
sicher kein Vergnügen.
28.
November
2005
Am späten Nachmittag treten wir den Rückweg nach Puerto Varas an. Wir fahren in Frutillar von der Autobahn ab und nehmen diesmal die Schotterpiste über Frutillar Bajo und Llanquihue nach Puerto Varas.
29.
November
2005
Heute
geht es noch einmal in den Parque Nacional Alerce Andino. Allerdings nehmen wir
diesmal einen anderen Eingang. Die Straße in den Nationalpark zweigt ein paar
Kilometer nach Puerto Montt vor der Ortschaft Chamiza von der Carretera Austral
nach links ab. Auf einer Schotterstraße erreichen wir das Dorf Correntoso und nach
weiteren 7 Kilometern den Parkeingang. Arvid hat uns vorgewarnt: Die Wege dort
sind nicht so einfach. Die Gefahr auf glitschigen
Holzbrettern oder dem feuchten
Wurzelwerk auf dem Pfad auszurutschen ist groß. Als Ersten erwischt es Jürgen,
der an einer vom Aussehen her harmlosen Stelle plötzlich den Halt unter seinen
Füßen verliert. Aber auch Monika wird das etwas später nicht erspart bleiben.
Außer ein paar blauen Flecken ist aber nichts passiert. Nach anderthalb Stunden
Wanderung stehen wir dann am Rodal Alerce mitten unter Dutzenden von bis zu 3000
Jahre alten Alercebäumen. Die Alercen, verwandt mit dem kalifornischen Redwood,
gehören zu den ältesten Bäumen der Welt. Kaum vostellbar, dass die Bäume
schon vor Beginn unserer Zeitrechnug standen. Auf unserem Rückweg machen wir
noch kuz einen Picknickstopp am Lago Sargazo.
30.
November
2005
Endlich
ist es soweit. Lange genug haben wir darauf warten müssen. Die Wettervorhersage
für heute verspricht nur Gutes. Deshalb wollen wir heute auf die Insel Chiloé
fahren. Von Puerto Varas über die Ruta 5 nach Pargua, dann über den Canal
Chacao nach Chacao, weiter nach Ancud und von dort an den Pazifik zu den lslotes
de Puñihuil. Am Weg dorthin legen wir ein paar zusätzliche Stopps ein,
einfach, um die grandiose Landschaft an der Pazifikküste zu genießen. Zuerst
machen wir einen Spaziergang am schier endlosen Sandstrand beim Mar Brava. Der
Strand ist mit unzähligen großen und kleinen Muschel- und Schneckenschalen übersät.
Monika sammelt davon auch einige auf. Später klettern wir noch einmal die
Steilküste hinunter zu einem Platz mit besonders großen Nalcas. Nalcas
sind eine Art Riesenrhabarber, deren Blätter besonders auf Chiloé eine
beachtliche Größe erreichen. Die Stängel werden bis über 10 Zentimeter dick.
Wie Unkraut säumen sie im Süden Chiles die Straßenränder. Oft sieht man
ganze Wälder davon. Jetzt Ende November sind die Pflanzen noch nicht einmal
ausgewachsen. Aber es ist die Zeit, in der man sie essen kann. Kauft man am
Markt um 100 Pesos ein Stück von diesem Rhabarber, so bekommt man meist ein
kleines Säckchen mit Salz dazu. Nun, das ist Geschmackssache Manche essen die
Nalcastücke lieber mit etwas Zucker.
Den
Höhepunkt des heutigen Tages stellt natürlich der Besuch der Pinguininseln
dar. Im Fischerboot fahren wir, von meterhohen Wellen geschaukelt, ein Stück
auf das Meer hinaus. Bei noch etwas höherem Seegang wäre das sicher ein fast
unmögliches Unterfangen. Wir wollen zuerst noch einer Seelöwenkolonie weiter
draußen einen Besuch abstatten. Wir vertrauen auf die Erfahrung der Fischer,
die ja das Meer dort wie ihre Westentasche kennen. Sie würden es ja nicht
riskieren, dorthin zu fahren, wenn wirklich Gefahr für das Boot bestünde,
reden wir uns ein. Nachdem wir die Seelöwenkolonie ausgiebig betrachtet und
fotografiert haben, bewegen wir uns wieder zurück in etwas ruhigere Gewässer,
zu den Pinguininseln, die sich ja mehr in Strandnähe befinden.
Die Inseln sind
alljährlich Brutstätte für ca.
700 Paare Magellan- und Humboldtpinguine, für deren Schutz sich seit 1997 die Fundación
Otway einsetzt. Nirgendwo sonst auf der Welt außer hier kann man gleichzeitig
zwei Pinguinarten beobachten. Während für die Magellanpinguine hier der nördlichste
Brutplatz ist, ist es gleichzeitig auch der südlichste Brutplatz für die viel
selteneren Humboldtpinguine. Das macht die Gegend hier so einzigartig. Zurück
wieder an Land, ist unsere Fischerfamilie gerade beim Mittagessen. Es gibt Jaivas, eine besonders leckere Krabbenart. Acht Stück davon liegen auf einem
Holztisch. Als Werkzeug zum Zerschlagen des harten Panzers dient ein Stein.
Gegessen wird mit den Händen. Köstlich, ist unsere einhellige Meinung, nach
dem jeder von uns ein paar Stücke der Jaibas zum Probieren angeboten bekommen
hatte.
Was
wäre ein Besuch Chiloés, ohne die Inselhauptstadt Castro mit ihren berühmten
Pfahlbauten am Meer, den Palafitos, gesehen zu haben. Wir sind zwar heute schon
etwas spät dran, dennoch machen wir uns noch auf den Weg in die 120 Kilometer entfernte
Stadt an der Ostküste Chiloés. Unseren heutigen Tagesausflug schließen wir
mit einem Besuch der berühmten Holzkirche von Castro ab.
Es ist schon 11 Uhr nachts, als wir wieder zurück in Puerto Varas sind.
1.
Dezember
2005
Unser letzter Tag in Puerto Varas ist wieder ein Tag mit Sonnenschein. Wir wollen den heutigen Tag dazu nutzen, noch einmal alle die Stellen in der nahen Umgebung von Puerto Varas zu besuchen, an denen wir in den ersten Tagen nicht so viel Glück mit dem Wetter hatten. Mit von der Partie ist diesmal auch ein erst gestern in der Hosteria Outsider eingetroffenes Pärchen aus der Schweiz und Isreal. Die wollen die Gegend ohnehin erst einmal kennen lernen. Wie am ersten Tag fahren wir also von Puerto Varas über Ensenada zum Lago Todos los Santos, besuchen den Rio Petrohue mit seinen Stromschnellen, die Laguna Verde und die Cafeteria am Osorno beim Refugio La Burbuja. Anschließend fahren wir noch fast um den Osorno herum zu dessen Nordseite. Dort gibt es noch ein zweites Refugio, das Refugio La Picada. Der Weg dorthin ist sehr abenteuerlich. Vor einem ausgetrockneten Bachbett müssen wir alle aus dem Pick-Up aussteigen, weil Arvid befürchtet, sonst auf der gegenüberliegenden Seite des Baches die Böschung nicht hoch zu kommen. Weiter geht es dann noch über Stock und Stein bis zu einer Stelle auf ca. 1200 Meter Höhe des Vulkans, wo Arvid das Auto noch wenden kann. Von dort wollen wir zu einem Aussichtspunkt auf einem Hügel wandern, von welchem aus man einen herrlichen Blick auf den Lago Todos Los Santos und die Andenberge hat.